"In einem Künstlerleben ist alles immer wieder gefährdet."

(Fritz Steisslinger)


1929-31: Berlin

Bereits im Oktober 1924 unternimmt Fritz Steisslinger einen einwöchigen Ausflug nach Berlin. Es entstehen einige aquarellierte Skizzenblätter mit Szenen des pulsierenden Großstadt-Lebens. 1925 und 1928 beteiligt er sich an den juryfreien Kunstschauen in Berlin, sucht und findet Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten des Kunstlebens, wie den Kunsthändlern Paul Cassirer und Alfred Flechtheim, dem Leiter der Nationalgalerie Ludwig Justi und dem Maler Max Liebermann.

 

Der erste Aufenthalt in Berlin 1924 ist eine Reaktion auf die Absage des damaligen Leiters der Stuttgarter Staatsgalerie gegenüber allen regionalen Künstlern, an der großen Überblicksschau „Neue Deutsche Kunst“ teilzunehmen. Es dauert allerdings noch bis 1929, ehe er sein Haus vermietet und seinen Wechsel nach Berlin zumindest improvisiert vollzieht. Als Atelier hat er dort lediglich ein auch sonst genutztes Zimmer einer Dreizimmer-Wohnung mit einem kleinen Balkon in der Kantstraße am Savignyplatz. Das Schillernde der Metropole, ihre pralle Vitalität wird zu seinem Lebenselixier.

 

Aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse entstehen dort überwiegend Zeichnungen von Straßenszenen und Menschen in Bars und Cafés. Steisslinger überträgt die treibende Dynamik der Metropole mit kräftigen Farbkontrasten und energischen, lang gezogenen Pinselschwüngen aufs Papier.

Er zeichnet und malt Hausfassaden, Straßenbahnen, Parks, die Spree, Badeseen, Boote, spielende Kinder, Passanten. Im Gegensatz zu Otto Dix, George Grosz oder Rudolf Schlichter, die mit kritischem Blick die sozialen Abgründe der Metropole schildern, vermitteln Steisslingers Bilder einen unbeschwerten Eindruck der Stadt.

 

Die Ferien verbringt Steisslinger mit seiner Familie an unterschiedlichen Orten. In seinen stimmungsvollen Ostseebildern leitet er immer wieder den Blick des Betrachters über den Strand auf das weite Meer. Die Reisen werden zum bestimmenden Element in Steisslingers Leben. Die öffentliche Anerkennung und der notwendige Ertrag durch Kunst-Verkäufe bleiben jedoch aus. So entschließt sich Fritz Steisslinger bereits 1931, zusammen mit seiner Familie nach Böblingen zurückzukehren.