"Vom künsterlischen Tun ist keine Rede. Ich werde zur Gruft meiner Muse, wenn ich was mache."

(Fritz Steisslinger)


1914-1918: Erster Weltkrieg

Wie ungezählte Frontkämpfer hatte Steisslinger diesen Krieg in zunehmendem Maße nur noch als "schrecklich, blutig und grausam" erfahren: "Am meisten ist er doch erbärmlich. Und darum eben grausig, grausig, ein einziger Friedhof, scheußliche Katakombe. Ein Wolllust des Ekels!" Welch eine Gesinnungsänderung. wie so viele hatte sich Fritz Steisslinger bereits im August 1914 als 23-jähriger freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und wurde nach einer Erstverwendung in Polen vom Beginn des Jahres 1916 bis zum Kriegsende als Artillerist an der Front in Flandern eingesetzt.

 

Die Tagebücher, die auch immer wieder Standortangaben und Truppenbewegungen enthalten, verdichten sich in ihrer Quintessenz letztlich auf zwei Betroffenheiten. Einmal ist es die ferne Geliebte und zum anderen die Gegenwärtigkeit der ständigen Todessituation. Wie kann man in einem solchen Zustand malen?

 

Ist es nur eine Ablenkung oder vielleicht doch das innere Bedürfnis einer Berufung, die stärkere Macht über den Künstler hat als alle Gefahren des Krieges? "Und da ist mir oft zumut, als wenn es nirgends eine persönliche Gefahr gäbe. Das Wirkliche verfliegt wie der flandrische Nebel."

 

Die von Fritz Steisslinger als Skizzen bezeichneten kleinen Gemälde sind mit schnellem expressiv-grobem Pinselstrich, fast möge man sagen auf Leinwandfetzen entstanden. Die kleinen Formate hatte den Vorteil, bei Standort-Verlegungen im Marschgepäck Platz zu finden. Sie bilden eine Dokumentation eigener Art, in der zwar nicht der Krieg im Tod bringenden Kampf präsent ist, sondern die Situation im oder am Unterstand, stets auch vergegenwärtigt durch die Männer in Uniform oder den sporadischen Blick auf kriegsbedingte Zerstörungen.